Jungenpädagogik bei Manresa

Von Jungenpädagogik spricht man im klassischen Sinne dann, wenn weibliche oder männliche Fachkräfte geschlechtsbezogen mit Jungen arbeiten. Der Fokus liegt dann immer auf der Zielgruppe Jungen. In Abgrenzung dazu wird der Begriff Jungenarbeit dann verwendet, wenn qualifizierte Fachmänner geschlechtsbezogen mit Jungen arbeiten. Hierbei spielt also das Geschlecht der Fachkraft bzw. ihre männliche Identität und Biographie, ihre geschlechtsbezogene Selbstreflexivität sowie die Gleichheitserwartung von Jungen eine Rolle. Es wird sich zeigen, ob diese klassischen Definitionen auch in Zukunft gelten und ob der Begriff Jungenarbeit nicht im Sinne geschlechtlicher Vielfalt und non-binärer Konstellationen weitergefasst werden sollte.
 
Jungenarbeit ist Teil einer ‚Geschlechtsbezogenen Pädagogik‘ zu der auch die Mädchenarbeit, Crosswork-Konzepte und die  geschlechterreflektierende Koedukation gehören und soll als Querschnittsaufgabe in pädagogischen Prozessen etabliert werden. In diesem Sinne tritt Manresa für geschlechterdialogische Prozesse mit allen Akteur*innen der „Geschlechtsbezogenen Pädagogik“ ein.

Jungenarbeit ist eine Haltung und ein Beziehungsangebot in einem pädagogischen Kontext. Sie bezieht sich grundlegend auf die
Lebenswelten von Jungen und jungen Männern und orientiert sich an ihren Ressourcen. Ziel ist es, Jungen und junge Männer wahr und ernst zu nehmen und mit ihnen Partizipation zu leben. Jungen und junge Männer sollen darin unterstützt werden ihre Geschlechterbilder zu erweitern, darauf bezogene Handlungs- und Bewältigungskompetenzen sowie die Fähigkeit zu einer konsensorientierten Auseinandersetzung zu entwickeln. Emanzipatorische Persönlichkeitsentwicklung, Selbstverantwortung und die reflexive Betrachtung der eigenen Beteiligung an der Konstruktion von Geschlecht und der Geschlechterverhältnisse sind hierfür notwendig. 

Jungenarbeitzielt auf die Gleichwertigkeit der Differenzen zwischen und innerhalb der Geschlechter. Voraussetzung ist es, normalitäten und Normierungen des Alltags aufzudecken und kritisch zu reflektieren. Daher setzt Manresa auf die Stärkung der Vielfalt von Geschlechterentwürfen im Sinne einer sozialen und Eigenverantwortlichkeit, einer körperlichen Bewusstheit und emotionalen wie spirituellen Lebendigkeit von Jungen und jungen Männern. 

Quelle: Vgl. Positionspapier der Bundesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit e.V., Hannover 2011.